Ein nachhaltiges Versprechen

Das Freiburger Start-up WEtell bietet grünen und fairen Mobilfunk an

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In Zukunft sollen in ausgewählten Supermärkten Starterkits für Vertragsabschlüsse erhältlich sein. Foto: WEtell

Freiburg, 25.11.2019

Heutzutage gibt es für fast jede Dienstleistung eine ökologisch und sozial verträgliche Alternative. Das junge Freiburger Unternehmen WEtell verbindet Mobilfunk mit Klimaschutz, Datenschutz und Transparenz – und zeigt, dass sich nachhaltiges Bewusstsein und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt mit einem EXIST-Gründerstipendium.

Ihre Produkte tragen Namen wie „Mikrofon“, „Ultrakurz“ oder „Mittelwelle“, als Unternehmerinnen und Unternehmer setzen sie auf Werte wie Klimaschutz, Datenschutz und Transparenz: Anfang 2018 gründeten Andreas Schmucker, Alma Spribille und Dr. Nico Tucher das Start-up WEtell. Kennengelernt haben sie sich am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und seit Sommer 2019 werden sie mit einem EXIST-Gründerstipendium unterstützt, das über die Professur für Technologien der Energieverteilung von Prof. Dr. Anke Weidlich an der Universität Freiburg läuft. Bisher haben sie bereits 1.200 Mobilfunkgutscheine verkauft und mehr als 180.000 Euro an Umsatzvorauszahlung erwirtschaftet. Das junge Unternehmen pflegt unter anderem Kooperationen mit einem regionalen Öko-Energieversorger, einer Bio-Supermarkt-Kette und einer ökologischen Suchmaschine. „Wir haben mit unseren Partnern eins gemeinsam: Unser ethisch-moralischer Anspruch steht über dem reinen Gewinninteresse“, erklärt Schmucker.

Angebote mit Mehrwert

Kundinnen und Kunden können als Übergangslösung Tarife abschließen, die derzeit noch über einen anderen Netzanbinder laufen. Ab einem Anfang 2020 geplanten Markteintritt laufen die Verträge dann über WEtell. Wer mit dem Wechsel des Mobilfunkvertrags noch warten möchte, kann im Online-Shop Gutscheine erwerben, die zu einem späteren Zeitpunkt einlösbar sind. Der beliebteste unter den vier verfügbaren Tarifen ist derzeit „Ultrakurz“ mit 300 Freiminuten, 100 SMS und 1 Gigabyte Datenvolumen für 15 Euro im Monat. In Zukunft sollen beispielsweise in ausgewählten Supermärkten Starterkits für Vertragsabschlüsse erhältlich sein.

Auf die wiederholte Nachfrage nach einem besonders schlanken Angebot hat das Start-up den Tarif „Mikrofon“ ohne mobile Daten eingerichtet. „Mit unserem Nachhaltigkeitsansatz sprechen wir wohl auch solche Leute an, die den Gebrauch von Smartphones verweigern“, stellt Schmucker fest. Zudem arbeitet WEtell an einem Mehrwertgutschein für Kunden, die die Tarife über Partnerunternehmen erwerben. Diese erklären sich pro abgeschlossenem Vertrag dazu bereit, in nachhaltige Projekte wie zum Beispiel Aufforstungsprojekte zu investieren.

Kundenzufriedenheit steht an erster Stelle

Das Unternehmen lege großen Wert darauf, schnell erreichbar zu sein, Gespräche auf Augenhöhe zu führen und konstruktive Lösungen zu finden, berichtet Schmucker: Für den direkten Kundenservice ist die kürzlich angestellte Mitarbeiterin Nina Haak zuständig. Anfang 2020 werden zwei Stellen im Service und eine im Vertrieb hinzukommen, was sich positiv auf die Zufriedenheit der Kunden auswirken werde. Kundendaten, Klarnamen und Verkehrsdaten sollen bei WEtell voneinander getrennt und so schnell wie möglich gelöscht werden. Jedoch muss sich das Start-up bisher noch an den Strukturen des Netzanbinders orientieren, der die Daten in einem vertraglich gesicherten Verhältnis hält. „Wir versprechen den Menschen, dass keine Daten zu analytischen oder kommerziellen Zwecken an Dritte weitergegeben werden. Wir gehen dabei sogar über das hinaus, wozu uns der Gesetzgeber verpflichtet“, betont Schmucker. Bei Werkzeugen für das Management von Kundenbeziehungen, den so genannten Customer-Relationship-Management-Tools, entscheidet sich WEtell aus Datenschutzgründen gegen Marktführer, deren Server meist in den USA stehen. Alle Daten sollen in der Europäischen Union oder gar in Deutschland bleiben.

Neue Wirtschaft, neue Welt

WEtell orientiert sich an der „Gemeinwohl-Ökonomie“, einem Wirtschaftsmodell, das Klimaschutz, Fairness, Datenschutz und Transparenz beinhaltet. Die bürgerschaftliche Bewegung entstand 2010 in Österreich und hat schon namhafte Unternehmen zertifiziert. Die Gemeinwohlbilanz ergibt sich unter anderem daraus, bei welchen Subunternehmen man einkauft. Schmucker, Spribille und Tucher sind nur an einer Zusammenarbeit mit Partnern interessiert, denen Nachhaltigkeit ebenfalls wichtig ist. Diese Haltung erleben sie auch bei ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die aus Überzeugung weit über das Notwendige hinausgehen, um eine sinnvolle Wirtschaft aufzubauen. Doch nicht nur Unternehmen seien solche Werte wichtig, meint Schmucker: „Wer zu uns wechselt, tut einen Schritt hin zu einem anderen Umgang mit Wirtschaft, hin zu einer neuen Welt.“

Anfang 2020 wird das Start-up in den Markt eintreten: Dafür plant das Team zusammen mit Ökostromanbietern den Bau von Kraftwerken für erneuerbare Energien, um Emissionen aus dem eigenen Betrieb zu kompensieren. Seit Oktober 2019 ist WEtell als GmbH im Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen arbeitet derzeit eine Vertriebsstrategie mit den Partnern aus. In den nächsten Jahren will es selbst Dienstleister werden und direkt am Netzanbieter hängen. Derzeit verwaltet das Team etwa 450 laufende Verträge. Künftig will es mindestens 50.000 Menschen anbinden. Das Bewusstsein für nachhaltige Konzepte wachse in der Bevölkerung jedenfalls enorm, sagt Schmucker. Und genau diesen Menschen will WEtell eine Alternative anbieten.

Patrick Siegert

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