Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2023

Die Glassomer GmbH in Freiburg erhält für ihr Niedrigtemperatur-Verfahren zum Formen von Quarzglas den Sonderpreis der Jury

Die Preisverleihung fand am 24. Oktober 2023 in der Schwabenlandhalle in Fellbach statt.

Staatssekretär Dr. Andre Baumann: „Dass sich Quarzglas mit dem Glassomer-Verfahren so energieeffizient herstellen und formen lässt, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ener-gieintensive Branchen von Innovationen profitieren können.“

Klassisch wird Glas geschmolzen, geformt und nachbearbeitet. Der Schmelzpunkt von hochreinem Quarzglas liegt bei etwa 1.800 Grad Celcius, und da die Schmelzen dauerhaft auf Temperatur gehalten werden müssen, ist der Vorgang insgesamt sehr energieintensiv. Mit dem Glassomer-Verfahren lässt sich Glas auf Basis der Spritzguss-Technologie formen, wie sie bei der Verarbeitung von Kunststoff zum Einsatz kommt. Dabei wird mit Temperaturen bis maximal 130 Grad Celsius gearbeitet. Der Herstellungsprozess mit der Technik von Glassomer benötigt bis zu 60 Prozent weniger Energie gegenüber herkömmlichen Verfahren.

Staatssekretär Dr. Andre Baumann: „Das Glassomer-Verfahren überzeugt, weil es Glas ohne Schmelzen und Nachbearbeiten verfügbar macht – und zwar energieeffizient, einfach, schnell und nahezu beliebig geformt.“


Quarzglas – dem Standardglas überlegen

Das Granulat wird aus Glaspartikeln produziert, die als Abfall bei der Herstellung von Glasfasern übrigbleiben. Daraus erzeugtes, hochreines Quarzglas ist Standardglas in vielerlei Hinsicht überlegen: von der hohen thermischen, mechanischen und chemischen Resistenz bis zu seiner Transparenz. Aufgrund der Freiheitsgrade bei der Formgebung, die erst durch das Spritzgießen möglich werden, lässt sich Quarzglas für völlig neue Anwendungen wie beispielsweise als Linse für LEDs einsetzen. Deren Lichtenergie konzentriert sich auf immer kleinere Flächen, was die Temperaturstabilität bisheriger Kunststoff-Linsen überfordert. Zudem ist Quarzglas durchlässig für UV-Strahlung, sodass die Linsen für den Einsatz in UV-LEDs geeignet sind, die zur Sterilisation von Oberflächen zum Einsatz kommen. Ein weiterer neuer Anwendungsbereich sind mikrostrukturierte Glasflächen, die die Effizienz von Solarzellen steigern, weil sie weniger Sonnenlicht reflektieren.


Viele neue Anwendungsmöglichkeiten

Derzeit nutzt die Glassomer GmbH das patentierte Verfahren, um Prototypen und 6- bis 7-stellige Bauteilserien hochwertiger Quarzglas-Teile herzustellen. Auf Dauer soll dem Markt das komplette Verfahren verfügbar gemacht werden. „Unser Anliegen war und ist es, das Quarzglas neuen Anwendungen zugänglich zu machen,“ so Dr. Dorothea Helmer, Geschäftsführerin bei Glassomer. „Das Potenzial, es industriell zu nutzen, ist mit unserem Verfahren vorhanden, weil es wirtschaftlich, ressourcenschonend und ohne toxische Chemikalien funktioniert.“

„Als Wissenschaftler freue ich mich immer, wenn grundlegende Forschung zu Anwendungen führt, die das Potential haben, wichtige Beiträge zu den großen Herausforderungen unserer Zeit zu leisten“, so Prof. Dr. Bastian E. Rapp, Professor für Prozesstechnologie an der Universität Freiburg und Cogründer der Glassomer.


Über den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg vergibt alle zwei Jahre den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg. Der Preis soll für hervorragende und innovative Produkte und Verfahren in der Umwelttechnik verliehen werden.

Das Preisgeld beträgt 100.000 Euro und wird auf vier Kategorien und einen Sonderpreis der Jury verteilt. Die Kategorien gliedern sich in „Energieeffizienz“, „Materialeffizienz“, „Emissionsminderung, Aufbereitung und Abtrennung“ und „Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Industrie 4.0“. Der Sonderpreis der Jury wird an ein Produkt innerhalb der vier Kategorien verliehen und orientiert sich an aktuellen umweltpolitischen Herausforderungen und technischen Erfordernissen.

Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen mit Sitz oder einer Niederlassung in Baden-Württemberg. Ausgezeichnet werden Produkte, die einen bedeutenden Beitrag zur Ressourceneffizienz und Umweltschonung leisten und kurz vor der Markteinführung stehen oder nicht länger als zwei Jahre am Markt sind.

Im Unterschied zum Umweltpreis, den das Ministerium seit 1993 vergibt, liegt die Zielrichtung des Umwelttechnikpreises auf einem Produkt oder Verfahren und dessen besonderen umwelttechnischen Leistungsfähigkeiten und nicht auf unternehmensinternen Prozessen.


Über die Glassomer GmbH

Die Glassomer GmbH ist ein junges Unternehmen mit Wurzeln am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Universität Freiburg. Der Entwicklung der energieeffizienten Herstellungsprozesse liegt jahrelange Spitzenforschung in Baden-Württemberg zugrunde. Glassomer ist spezialisiert auf die Herstellung von technischen und optischen Bauteilen aus hochreinem Glas wie beispielsweise Linsen, Linsenarrays und mikrofluidischen Chips sowie den Glas 3D-Druck.

 
Link zur Originalpressemitteilung:

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/umwelttechnikpreis-2023-die-glassomer-gmbh-in-freiburg-erhaelt-fuer-ihr-niedrigtemperatur-verfahren-zum-formen-von-quarzglas-den-sonderpreis-der-jury?highlight=glassomer


Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Bastian E. Rapp
Professur für Prozesstechnologie | Neptun Lab
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Mikrosystemtechnik – IMTEK
E-Mail: bastian.rapp@imtek.uni-freiburg.de

Kerstin Steiger-Merx
Referentin PR/Marketing
Technische Fakultät
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-8056
E-Mail: steiger-merx@tf.uni-freiburg.de